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Mittwoch, 30. Januar 2019

Ich bin kein Alien, ich bin nur ein hochsensibler Mensch, dem Antworten gegeben wurden!

Seitdem ich denken kann, sagt man zu mir, "Leg dir ein dickeres Fell zu" oder " nimm dir nicht alles so zu Herzen und lass es nicht an dich ran" Das war sicher gut gemeint, aber wie sollte ich diese "weisen " Ratschläge umsetzen?
Ich habe schon immer gedacht, ich bin anders als andere, aber ich habe es als gegeben angenommen. Sicherlich fühlte ich mich dabei unverstanden, ausgestoßen und anders, aber das gehörte zu mir.
Ich habe dann vor einigen Jahren meine liebe Freundin kennengelernt, die auch hochsensibel ist und ich hatte das ein oder andere Aha -Erlebnis, so dass ich mich nicht mehr wie ein Alien fühlte.
Um meine Gefühle und meine Vermutungen zu überprüfen, um zu erfahren, worin all meine Verhaltensmuster begründet sind, habe ich dieses Buch gelesen, das zudem mein erstes Ratgeberbuch war.
Die Einführungsphase war wichtig für das Buch und für mich, die 3 Ichs wurden gut erklärt und anhand dessen, lässt sich für mich nun allerhand erklären. Es war zwar etwas trocken, was der Autor auch anmerkt, aber notwendig.
Ich habe festgestellt, dass ich kein Alien bin, sondern gar nicht anders kann, als so zu handeln, wie ich es tue. Ich kann es überhaupt nicht ändern so zu handeln, was ich sehr einleuchtend fand.
Beim Lesen war ich sehr oft emotional berührt, weil die Aussagen im Buch mich total wiedergespiegelt haben und wenn es einen wunden Punkt getroffen hat, lief mir eine Träne runter. Ich war so froh, dass meine Gefühlswelt einen Grund hat und das dieser auch anderen bekannt ist.
Allerdings hat mich immens gestört, dass der Autor Abkürzungen benutzt, für "empathische Menschen " = EM und für die 3 Ichs auch z.B : NI für Neugeborenenn Ich. Das hat mir den Lesespass getrübt, weil ich immer wieder nachdenken musste, was jetzt gemeint ist. Ich denke, das geht in Zeiten der Computerprogramme anders.
Dann hat mich gestört, dass zur Mitte des Buches ,immer wieder der Satz kam, dass die angesprochene Begrifflichkeit gegen Ende des Buches erklärt würde. Da das sehr oft gesagt wurde, hat mich das irgendwie erschlagen, denn man bekommt schon sehr viel Input und dann soll am Ende noch soviel erklärt werden?
In der Mitte des Buches, hatte ich eine regelrechte Abneigung gegen das Buch, so dass ich mich zwingen musste, es weiter zu lesen. Es traf vieles auf mich zu, womit ich Probleme hatte es anzunehmen.Es hat mich abgestoßen, ich wollte die Wahrheit nicht sehen. Ein anderer Grund war, dass einiges nicht auf mich zugetroffen hat und somit uninteressant war und unverständlich(für mich persönlich) Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ein Stein auf meinem Magen liegt.
Ich weiß jetzt, aus welchen Beweggründen ich meinen Mann geheiratet habe und das muss ich verarbeiten und daraus ggf. Konsequenzen ziehen, oder versuchen es rational einzuordnen.
Ich weiß nun vieles über mich, was ich neu verarbeiten und reflektieren muss. Wenn es ginge, würde ich mich an manchen Punkten resetten, um mein Leben anders aufzubauen.
Realität in mein Leben lassen, sich nichts mehr vormachen lassen.
Ich habe mich immer hinterfragt, um heraus zu finden, was ich falsch mache, woher mein starkes Gefühl für Gerechtigkeit kommt, warum ich mich für andere einsetze, auch wenn sie es überhaupt nicht wertschätzen, diese Fragen wurden mir beantwortet und ich bin dankbar zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Viele verstehen mein Helfersyndrom nicht, meine Eltern verstehen es nicht, warum ich etwas für Andere mache, wovon ich nichts habe.
Es gibt mir nun Sicherheit , dass ich gar nichts dagegen machen kann, es nun auch begründen kann, obwohl es mir schwerfallen wird, über dieses Thema zu sprechen.
Ich weiß jetzt, dass ich ein hochsensibler Mensch bin und das gibt mir Sicherheit. Ich habe das vorher immer in Frage gestellt.
Es war anstrengend für mich das Buch zu lesen. Es gab Teile darin, die auf mich zutrafen und Teile, die mit mir nichts zu tun hatten und Teile, die mich erschrocken haben.
Das Buch war eine Bereicherung für mich.
Das Buch erklärt alle Stufen der Entwicklung und des Handels von empathischen Menschen in detaillierten Abschnitten mit jeweiligem Fazit und Beispielen, um das Geschriebene anschaulich zu verarbeiten.
Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Ratgebern und kann somit die Qualität des Buches nur subjektiv einschätzen, was bei Büchern allerdings immer so ist, hier ist es nur anders.
Das Buch hat Gefühle in mir hervorgerufen, die ich in dem Mass nicht erwartet hätte. Dieses Verstehen meines Handelns, dieses sich wiedererkennen in den Aussagen des Autors, haben mir Frieden geschenkt. Die Abneigung gegen das Buch, hat mir Angst gemacht, weil ich diese nicht begründen kann. Das Buch hat mich, durch meine unerschlossene Gefühlswelt navigiert und mir aufgezeigt, wer ich bin und das ich mich annehmen soll, dass ich tolerieren soll, was mich an mir stört.
Ich bin in Bezug auf die Liebe auf dem Boden der Realität angekommen, was vielleicht dringend nötig war.
Ich wünsche mir, dass ich für die liebende Phase irgendwann bereit sein werde!
Das Buch hatte einen Mehrwert für mich und ich bin froh, es gelesen zu haben.

P.S. Ich möchte noch etwas anmerken, was ich vor kurzem erlebt habe. Ich weiß zwar nicht, ob es jemanden interessiert, was ich schreibe, aber mir ist es wichtig.
Ich habe durch eine social networking Plattform eine Frau kennengelernt, bei der ich spürte, dass sie ebenfalls hochsensibel ist. Ich habe sie darauf angesprochen und bekam keine Antwort. Ich dachte, ich wäre so direkt gewesen. Hab also mal wieder an mir gezweifelt. Am übernächsten Tag, bekam ich eine sehr liebe Antwort, die mein Gespür bestätigte, allerdings meinte sie, dass sie dann wohl ihr hochsensibles Sein nicht genügend versteckt hätte.
Ich war erschrocken, dass sie verdrängen und verstecken will, was sie ist. Ich habe ein Gespräch mit ihr geführt und sie gebeten, ihre Empathie nicht zu verstecken und verleugnen. Ich weiß nicht, ob sie den Mut hat, zu zulassen, was sie ist, ich hoffe es!
Daher möchte ich allen sagen, die ähnlich fühlen, wie wir:
Versteckt eure Gefühle nicht, das macht euch krank! Es ist gut Gefühle zu haben, es ist gut in die Tiefe zu gehen, es ist gut nicht oberflächlich zu sein, es ist gut sich und alles zu hinterfragen. Es ist gut, dass wir sind, wer wir sind.